seid gewarnt, jetzt kommen viele Fragen!

Meine Frage mag seltsam klingen, ist aber ernst gemeint: Warum sind Autoren allgemein so wild darauf ihr Werk bei einem “echten” Verlag unterzubringen?
Folgende Punkte bewegen mich zu dieser Frage:
1.) Autoren wird oft zur absoluten Demut gegenüber den Verlagen geraten. Aussagen wie: “Vergessen Sie niemals, dass SIE etwas vom Verlag wollen, dieser aber leicht auf den unbekannten Neuling verzichten kann, dessen Erfolg auch bei noch so positiven Prognosen keineswegs gesichert ist.“, findet man häufig unter den Ratschlägen.
Bescheidenheit ist eine Tugend, das ist klar. Aber mir stellt sich angesichts solcher Autorentipps die Frage: Verdient nicht auch der Verlag, wenn er Bücher verkauft? Klar, er hat Vorlaufkosten. Aber wenn er sein Handwerk versteht, sollte er die Chancen doch so realistisch einschätzen können, dass sein Risiko überschaubar bleibt. Der Autor erhält ja schließlich auch keine Garantie darüber, dass der Erfolg gesichert ist, nur weil ein klangvoller Verlagsname auf dem Cover abgedruckt ist. Nicht zuletzt investiert der Autor ja auch, indem er die Rechte für seine Buchidee und sein (in viele Arbeitsstunden entstandenes) Manuskript an den Verlag abtritt.
2.) Die Tantieme für Autoren scheinen bei den „echten“ Verlagen (nachdem was ich so gelesen habe) üblicherweise bei ca. 5-8%, max. 10% zu liegen. Bei einem Buchpreis von... Nehmen wir einfach mal 10,- Euro als Beispiel, erhält der Autor also 50 Cent pro Buch, maximal 1 Euro. Dafür tritt er aber i.d.R. auch alle Rechte an den Verlag ab.
Bei 50 Cent Marge muss man ja schon einige Tausend Exemplare verkaufen, um ungefähr auf den Stundenlohn eines Hilfsarbeiters zu kommen, wenn man mal zusammenrechnet, wie lange man (mit Korrektur und allem drum und dran, ggf. noch Illustration) an einem ordentlichen Manuskript sitzt.
3.) Vergleiche ich nun die Vertragskonditionen mal mit verschiedenen Print on Demand Anbietern, sieht es m. E. hier schon autorenfreundlicher aus. Bei annehmbaren Buchpreisen kommen lt. Kalkulator annehmbare Tantiemen zustande, die Rechte verbleiben beim Autor, der Autor kann sein Buchprojekt nach seinen Vorstellungen umsetzen.
Klar, der Autor muss sich bei POD mehr um das Marketing kümmern, aber muss er da bei “echten Verlagen” nicht auch? An verschiedenen Stellen habe ich gelesen, dass Autoren von ihren Verlagen zu Lesungen geschickt werden, und für die Kosten dieser Lesungen selbst aufkommen müssen. (Zieht man solche Kosten noch von den ohnehin schon mageren Tantiemen ab, muss man wohl noch einige Tausend Exemplare mehr an den Mann bringen, um auf den Stundenlohn eines Hilfsarbeiters zu kommen....
4.) Nach den Informationen und Erfahrungsberichten, die ich bisher gelesen habe, scheint mit POD für Autoren lukrativer zu sein, als ein “echter Verlag”. Dennoch lese ich nun auch in diesem Forum immer wieder, dass die Mehrheit der POD Autoren davon zu träumen scheint, einen “echten” Verlag zu finden.
Ich frage mich: Warum eigentlich?

Mal ehrlich: Geht es vorrangig ums Prestige?
Oder verspricht man sich vom “echten” Verlag die Chance auf den Sprung in die Bestsellerlisten? Leisten “echte” Verlage (für einen Newcomer Autor ohne Promi-Namen) tatsächlich so viel mehr an Marketing, als man es selbst könnte?
Kosten und Zeitaufwand, den man mit der Verlagssuche verbringt, (Recherche, ob der Titel ins Verlagsprogramm passt, Manuskripte ausdrucken, versenden etc.) sind ja auch nicht zu unterschätzen. Wenn man diese Zeit u. Geld ins Marketing des POD Projekts stecken würde, käme es dann nicht ungefähr aufs Gleiche raus? Viele Fragen, auf die ich hoffentlich viele Antworten von euch bekomme.
Verratet ihr mir, was euch zu der Bereitschaft treibt mehr Rechte abzugeben, dabei gleichzeitig geringere Margen zu akzeptieren und die bei “echten” Verlagen üblichen langen Wartezeiten für die Prüfung eines Manuskripts in Kauf zu nehmen? Oder seht ihr die ganze Sache völlig anders?