Poet78 hat geschrieben:1. Derzeit betreibe ich eine kleine private Homepage, die sich jedoch etabliert und einige regelmäßige Leser hat. Ließe sich jene auch für einen Verlag nutzen, oder könnte der Web-Anbieter (in diesem Falle Strato) etwas dagegen haben? Ändert sich da etwas, wenn ich plötzlich "Geschäftsmann" bin?
Ja.
Strato unterscheidet zwischen "Privatkunde" und "Geschäftskunde" (kann man bereits auf der Homepage von Strato nachlesen).
Mit etwas Glück fällt man bei Strato nicht als "Geschäftskunde" auf (wenn Firmenkennzeichen wie "GmbH" oder "oHG" fehlen) und man kann die Tarife des "Privatkunden" weiter nutzen. Allerdings gibt es dann bei Strato Obergrenzen bzgl. der Datentransfermengen ("traffic") und des zur Verfügung stehenden Datenspeichers.
Genaues kannst du nur von Strato erfahren
Poet78 hat geschrieben:2. Die Krankenkasse. Als Selbstständiger würde sich ja auch in diesem Bereich etwas ändern. Hat da jemand Daten, wie hoch die Beiträge bei einem Kleinstverlag sind, der ja sicherlich in den ersten Jahren kaum Gewinn machen wird?
Als Selbstständiger zahlst du den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil in die Krankenversicherung (gleiches auch für die Pflegeversicherung). Die genaue Höhe musst du bei deiner Krankenkasse erfragen. Meines Wissens liegt der Mindestbeitrag für die KV bei 281 Euro monatlich. Alternativ kannst du als Selbstständiger in die Private Krankenkasse wechseln, wo du individuell alle Leistungen auf ein Minimum herunterfahren kannst, dann aber Selbstbeteiligungen im Krankheitsfall zahlen musst.
Was nicht erwähnt wurde:
Freiwillige Beiträge zur Arbeitslosenversicherung (geht auch bei Selbstständigen), wenn die ganze Aktion scheitern sollte und man sich wieder bei der AA melden muss
Freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung, damit Unternehmer beim Übergang in den Ruhestand nicht ohne Altersbezüge dastehen. Die Deutsche Rentenversicherung Berlin empfiehlt einen Mindestbeitrag von monatlich 250 Euro.
Poet78 hat geschrieben:3. Im Beitrag vor mir wurden "Gründungsausgaben" genannt. Lassen sich diese Ausgaben nicht zeitlich "aufsplitten"? Die Gebühren beim Gewerbeamt müssen ja als erstes geleistet werden, damit man mit dem Verlagsnamen auftreten und Autoren gewinnen kann. Wenn man einige interessante Werke aufgetrieben hat (was ja durchaus lange dauern kann), muss man die ISBN-Nummern kaufen. Der Eintrag ins VLB jedoch muss m.E. aber ja erst beantragt und bezahlt werden, wenn die Werke erschienen sind und man Kunden finden möchte. Sehe ich das richtig? Somit wären die 550 Euro, die genannt wurden, ja eventuell auf etwa 1 Jahr verteilt - und dann schon keine so große Summe mehr.
Gründungskosten sind in deinem Fall vermutlich recht gering. Du brauchst einen Gewerbeschein (kostet im Normalfall so um die 30 Euro) und - falls gewünscht - einen Eintrag in Handelsregister (Notar- und Gerichtskosten etwa um die 100 Euro - variiert von Stadt zu Stadt). Wenn du das Handelsregister wählst, bist du automatisch auch Mitglied der IHK (weitere 140 Euro p.a.)
Was du auch brauchst, ist eine vernünftige Buchführung. Entweder machst du das selbst (kostet aber viel Zeit) oder du legst dir einen guten Steuerberater zu (da musst du mit mehreren Hundert Euro im Jahr rechnen).
Poet78 hat geschrieben:4. Wie günstig sind diese bekannten Onlinedruckfirmen für Visitenkarten und Flyer? Man bekommt ja ständig Werbung mit so Gratisaktionen (meistens Visitenkarten). Lohnt es sich, dort auch Flyer oder sonstiges Werbematerial herstellen zu lassen oder sind herkömmliche Druckereien vor Ort i.d.R. sinnvoller?
Visitenkarten und Flyer kriegst du heute fast geschenkt. Visitenkarten sind ein Muss - Flyer grenzwertig, weil die Rücklaufquote bei Flyern ausgesprochen gering ist. Ansonsten gilt hier: Die Anbieter bei Preis und Leistung miteinander vergleichen.
Poet78 hat geschrieben:5. Sind die im vorigen Beitrag genannten 60 Euro nicht statt einer ISBN-Gebühr vielmehr die VLB-Gebühr?
Keine Ahnung, was da diskutiert wurde.
Die ISBN gibt es zentral bei einer Vergabeagentur (je mehr ISBN geordert werden, desto günstiger die einzelne). Für die Meldung ans VLB zeichnet m. W. BoD verantwortlich. Müsstest du aber mal in den Bedingungen von BoD bei den Dienstleistungen für Verlage nachlesen.
Poet78 hat geschrieben:6. Steigern sich nicht die Gründungsausgaben noch deutlich durch die Pflichtexemplare? Sobald ich ein nennenswertes Verlagsprogramm von sagen wir mal 20 Bücher (dann hätte man die 60 Euro VLB ausgeschöpft) erreicht hat, müsste man 60 Belegexemplare versenden - das ergibt bestimmt 1000 Euro Kosten!
Das hat einerseits nichts mit Gründungskosten zu tun, das sind laufende Kosten. Du musst von jedem Buch drei Exemplare als Beleg abliefern: Eines an deine Landesbibliothek, zwei an die Deutsche Nationalbibliothek. Bei den genannten 20 Titeln müsstest du von jedem Titel also drei Exemplare verschicken. Macht 60 Bücher. Die kannst du einzeln verschicken, oder im Paket. Protomäßig kommst du da auf weniger als 100 Euro. Dazu kommen die Herstellungskosten für die 60 Bücher.
Wenn du laufende Kosten für einen Gewerbebetrieb scheust, solltest du die Finger von der Selbsständigkeit lassen.

Poet78 hat geschrieben:7. Habe ich noch finanzielle Aspekte vergessen?
Klar. Die entscheidenden Kosten!

Wenn du Verleger spielen willst, musst du in Vorlage treten - genau das ist der inhaltlich Begriff von "Verleger". Im Klartext: Du musst Bücher vorfinanzieren - wenn du nicht zum Druckkostenzuschussverlag mutieren willst.
Geh also davon aus, dass du für jeden Titel in finanzielle Vorlage treten musst. Das ist das unternehmerische Risiko, was du eingehst.
Davon abgesehen: Wenn du Einzelunternehmer bist, stehst du mit deinem gesamten Privatvermögen haftend hinter dem Unternehmen. Das sollte man nicht vergessen.
Grüße
Siegfried