Ich kann mich selbst nur schlecht einschätzen, was ich als Schriftsteller wirklich bin. Tatsächlich erkenne ich mich mit jedem Werk niemals eindeutig. Oder bin ich einfach nur der Sexist? - Es läge nicht in meiner Absicht.
Den Sexus eines Menschen in einer Erzählung ganz außer Acht zu lassen, ist in der belletristischen Literatur vielleicht gar nicht möglich. Aber es gibt eine höhere Macht als den Sex; man nennt es Liebe und Liebe ist bekanntlich eine himmlische Macht. Aus ihr erwächst die Tragik im menschlichen Dasein. Was steht ihr entgegen, wenn nicht der menschliche Hass. Auch er gestaltet sich als eine (höllische) Macht. Beide Gewalten gehören aber zu den hauptsächlichen Wesensmerkmalen menschlichen Daseins und lassen sich in literarischen Werken gar nicht leugnen, als die wichtige Triebweder menschlichen Handelns und somit als die Gestalter dramaturgischer Abläufe in Geschichten. Die Tragödie ist in der Literatur die höchste Form des Dramas. (Auch der Roman "Paul" ist bei allem Heiteren darin am Ende nur ein Trauerspiel.)
Dann will ich schließen, dann will ich zurücktreten. Ich habe etwas mit Liebe geschaffen. Dabei habe ich gehaßt. - Dann bin nicht ich zu erkennen, sondern das Ich und dann interessiere ich mich nicht für mich allein sondern für Menschen - für uns Menschen. Aus unserem Leben, unserem Zusammenleben läßt sich kein Drama schaffen. Darin läßt sich das Drama nur erkennen, als eine Schicksalsmacht aus höheren Gewalten. - Laßt es uns abwenden!

j. d. schulze