Klaus.H hat geschrieben:diese "Prüfstelle" würde mich auch mal interessieren!
Wer maßt sich soetwas an?
Haben wir schon das Orwellsche Wahrheitsministerium?
Die Kontaktstelle heißt
http://www.sensitivity-reading.de
Alle nachfolgenden Fragen beruhen auf Vorwürfen, die mir in dem Autorenzirkel zu meinem Plot gemacht wurden.
Die Antworten des sensitivity readings:
Werden Muslime durch diesen Plot so dargestellt, dass sie sich persönlich in ihren religiösen Gefühlen beleidigt fühlen?
- Ja. In ihrem Plot wird die Religion leider komplett radikalisiert,ein Vorurteil gegen das Muslime seit Jahren kämpfen und was natürlich leider durch extremismus von zB. dem IS immer schwieriger wird.
Im Plot taucht ein junger Algerier auf, der sich von einer radikal-islamischen Gruppe anwerben lässt, weil er dadurch eine finanzielle Absicherung seiner in Armut lebenden Familie erreicht (abgeleitet vom Verfahren der Hamas, die in Palästina so Mitglieder bekommt). DerAnschlag selbst orientiert sich am Attentäter vom 3.11.2015 am Stade de France
Respektiere ich durch die Darstellung des Aziz als Antagonisten die betroffenen Menschen nicht genug?
- Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Durch die Rolle eines Antagonisten sind die Linien zwischen dem Empfinden gegenüber eines fiktiven Charakters und dem damit verbundenen gesellschaftlich kritischen Bild gegenüber Muslimen, sowie Menschen mit Migrationshintergrund sehr schmal. Natürlich ist es in Ihrem Interesse einen möglichst detailreichen Antagonisten zu erschaffen, welcher natürlich zum Entstehen eines guten Buches in gewisserweiße essentiell ist, dennoch stehen Sie als Autor in gewisserweise auch in der Pflicht ein Buch zu verfassen, welches nicht dafür Sorgen sollte Hass oder Wut gegenüber einer Ethnie oder Menschen einer religiösen zugehörigkeit zu schüren, was meines Erachtens durch ihr Buch bestärkt werden würde.
Die Figur Aziz ist nur ausführendes Organ. Er wird fremdgesteuert, sowohl von der fundamental-islamischen Organisation als auch von einer Kraft, die ihrerseits wieder die Islamisten steuert.
Ist mir durch die Darstellung des Aziz die Gruppe der Muslime in Deutschland, in Europa, in der Welt egal?
- Nun, hier kann ich nicht sagen was Ihr persönliches Empfinden ist. Ich denke allerdings das Sie mit ihrem Buch viele Muslime kränken oder verletzen werde. Also stelle ich Ihnen die Frage , ist Ihnen das egal ? Denken Sie, dass sich Muslime oder Menschen mit Migrationshintergrund besänftigen lassen wenn es zusätzlich noch eine rechtsradikale Organisation geben wird oder eher gesagt dadurch beruhigt sind, weil es noch die rechtsradikalen gibt, Quasi einen weiteren Feind in Ihrem Buch ?
Kernfrage: Wie darf man eine Geschichte schreiben, die den islamistischen Terror berührt? Offenbar gar nicht - man könnte ja jemanden auf die Füße treten.
Darf ich überhaupt einen Muslim als Attentäter in einem Roman verwenden?
- Dürfen? Natürlich, davon kann sie keiner abhalten. Aber sollten sie das ? Vielleicht nicht. Wir leben zur Zeit in einem sehr politischen Wandel, was würde ihr Buch zu diesem Wandel oder zum Ansehen von Muslimen, Menschen mit Migrationshintergrund beitragen ? Leider kann ich Ihnen aus Erfahrung sagen, dass es in Dutschland genügend Menschen gibt die mich als Feindin ansehen, oder gar als Terroristin auf der Straße betitteln ( Wobei das noch die sanften Bezeichnungen sind ) . Und wieso ? Weil es leider wirklich durch extremistische Ansichten, verherrlichung von Gewalt und fehlinterpretationen des Qurans zu Terroristischen Anschlägen gekommen ist. Aber was dazu auch beiträgt sind Serien/Filme und Bücher in denen Muslime immer wieder als Feindbild dargestellt werden .
Schlussfolgerung: Finger weg von solchen Themen!
Anmerkung: Parallel zum Sensitivity Reading habe ich den Plot zwei Muslimen vorgelegt. Ein Mann Ende 30, türkischstämmig, konservative Weltanschauung (u. a. Anhänger von Erdogan). Eine Frau, Anfang 30, kurischer Abstammung; liberale Weltanschauung.
Beide haben unabhängig voneinander den Plot als nicht beleidigend oder sonstwie aggressiv angesehen. Die im Plot geschilderten Dinge sind geschehen und werden wieder geschehen. Die Anschläge vom Stade de France sind historisch. Sie haben beide nicht verstanden, warum eine solche Geschichte nicht erzählt werden soll.
Beste Grüße
Siegfried