*** Jeanine Cummins hat den Roman "American Dirt" geschrieben, in dem es um die Geschichte einer mexikanischen Frau - Buchhändlerin aus Acapulco - geht, die vor einem Drogenkartell flieht und in die USA geht. Das Buch ist Anfang 2020 erschienen und wurde in den höchsten Tönen gelobt: "Ein atemberaubender Roman über Gefahr, Liebe und Überleben" (New York Times); "American Dirt ist ein verdammt großartiger Roman über eine starke Frau auf der Flucht mit ihrem wunderbaren Jungen. Einfach phantastisch" (Stephen King); "Es ist kaum vorstellbar, dass es dieses Jahr einen eindringlicheren und politisch relevanteren Roman geben wird" (The Observer). Das Buch ist nachVeröffentlichung auf Platz 1 der Belletristik-Hitliste in den USA gelanden. Dann brach der Shitstorm los: Wie kann Jeanine Cummins es wagen, als weiße US-Amerikanerin über das dramatische Schicksal einer Mexikanerin zu schreiben? Jeanine Cummins betreibt "cultural appropriation" ("kulturelle Aneignung").
https://www.deutschlandfunkkultur.de/de ... _id=475134
Aus der Diskussion um dieses Buch heraus erhielt ich Aussagen wie:
- Warum überlasse ich es nicht den Betroffenen ihre eigenen Geschichten zu schreiben?
- Warum muss ich als Laie hingehen und versuchen, ausgerechnet dieses Fremdpsychische in eine Geschichte zu drechseln?
- Es gibt so viele andere Möglichkeiten, Flucht und Migration zu zeigen, ohne dabei an Kulturen und Kontexte zu rühren, die man als außenstehende Person unmöglich nachvollziehen kann.
- Zum Beispiel könnte die Geschichte in einem erfundenen Land spielen, mit einer erfundenen Kultur.
Wenn das der zukünftige Maßstab für Belletristik ist, dann bleiben nur der autobiografische Roman, Fantasy und Science Fiction als Genres übrig.
Was macht ihr beim Einsatz von Figuren und Orten, die der Realität nachgebildet sind? Fragt ihr euch da wirklich, ob ihr eine simple Hausfrau als simple Hausfrau darstellen dürft oder einen Flüchtling aus Syrien als Figur in einer eurer Geschichten auftreten lasst?
Beste Grüße
Siegfried