Bookdate Contest: Tipps von der Jury

Bis Mitte Februar läuft noch unser Schreibwettbewerb „Bookdate Contest“, in Kooperation mit TWENTYSIX. Unsere Jury verrät dir hilfreiche Tipps zum Thema Weltenbau, Figurenentwicklung und Atmosphäre.

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse findet die Eventreihe „Leipzig liest“ statt und wir organisieren dieses Mal den Schreibwettbewerb „Bookdate Contest“ in Kooperation mit TWENTYSIX.

Das große Finale des Bookdate Contest findet am 22. März 2019 ab 20 Uhr statt. Auf dem Bookdate-Event im Hotel INNSIDE by Melia (Gottschedstraße 1, 04109 Leipzig) werden die drei finalen Stories pro Genre präsentiert, gelesen und die Gewinner im Bereich Romance, Fantasy und Crime vom Publikum gewählt.

In unserer Jury sitzen auch drei erfolgreiche Autorinnen und Autoren, die gerne ihr Wissen weitergeben und Schreibtipps verraten, die beim Erstellen des eigenen Manuskripts helfen werden.


Sarah Saxx

lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Töchtern, einem schokobraunen Labrador und zwei schneeweißen Katzen in Oberösterreich in einem kleinen, idyllischen Kurort. Dort schreibt sie mit Vorliebe romantische Romane. Ihre Liebe zu Geschichten, die das Herz berühren, war der Auslöser ihre eigenen Ideen und Gedanken niederzuschreiben.

Bei unserem Schreibwettbewerb ist sie teil unserer fünfköpfigen Jury und fokussiert sich auf die eingehenden Romance-Beiträge. Sie gibt Schreibtipps für Dialoge, Atmosphäre und Figurenentwicklung.

1

Was macht gute Dialoge bei Begegnungen zwischen Figuren aus?

Ein Dialog ist eine gute Möglichkeit, Dynamik in den Text zu bringen und die Charaktere zum Leben zu erwecken. Damit die Unterhaltung für den/die Leser/in auch glaubhaft wird und „echt“ wirkt, habe ich ein paar Tipps für dich:

Überlege, wie die Menschen in deinem Umfeld sprechen, welche Ausdrücke sie dabei verwenden. Diese weichen unter Umständen von deiner eigenen Erzählstimme ab. Auch im Roman sollte ein Dialog natürlich wirken, so, als würden sich die Charaktere tatsächlich unterhalten. Spricht einer der Personen mit einem bestimmten örtlich gebundenen Dialekt, verwendet er eine auffallende Umgangssprache? Das alles soll selbstverständlich auch zum Charakter passen und unterstreicht und formt zusätzlich seine Persönlichkeit. Verzichte allerdings auf Füllwörter wie „Ähm“.

Füge immer wieder Handlungen in die Unterhaltung ein. Niemand spricht ohne Unterbrechung, ohne sich zu bewegen, ohne Gefühlsregungen. Achte aber darauf, dazwischen nicht zu sehr abzuschweifen, damit der/die Leser/in den Faden der eigentlichen Konversation nicht verliert.

Wichtig ist außerdem, zu überprüfen, ob auch für den/die Leser/in klar ist, wer welchen Satz spricht. Verwende zum Beispiel „…“, sagte Henry – sei dir aber bewusst, dass die Sparte an Verben groß ist und du mit ihnen spielen kannst. Hier lassen sich super Stimmungen transportieren, die sich mit gut gewählten Adjektiven noch unterstreichen lassen. Zum Beispiel: „…“, seufzte sie erschöpft.

Und zu guter Letzt: Lies den Dialog laut vor! Passt die Stimme deines Protagonisten noch immer zu ihm? Würde er das alles tatsächlich so sagen, mit genau diesen Worten? Weiß man, wer was sagt, und treibt der Dialog die Handlung voran? Bleibt man gebannt an den „Lippen“ hängen? Dann hast du einen guten Dialog geschrieben.


2

Wie erschaffe ich eine prickelnde Atmosphäre?

Wenn man beim Lesen einer Szene fühlt, was geschieht, man Gänsehaut bekommt und das Kribbeln im Bauch hat, das der/die Protagonist/in empfindet, hat man als Autor/in alles richtig gemacht. Dazu genügt es jedoch nicht, einfach nur zu beschreiben, was sich gerade im Körper des Charakters und um ihn herum abspielt. Hier kommt nämlich ein wichtiges Stilmittel zum Einsatz: Show, don’t tell.

Es ist ein Unterschied, ob ich schreibe, dass sich Mia zu John hingezogen fühlt, oder ob ich beschreibe, was Mia in und um sich wahrnimmt, wenn ihr John tief in die Augen sieht. Eine prickelnde Atmosphäre besteht nicht nur aus Emotionen, sondern auch aus Gerüchen, Geschmäckern, aus Blicken und Handlungen. Lass die Leser/innen in die Rolle deines Charakters eintauchen und lass ihn/sie erleben, was gerade in der Person vor sich geht, was sie sieht, riecht und spürt. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die Emotionen transportieren, wie der heiße Atem des anderen, der auf die Haut trifft, die Härchen, die sich bei einer Berührung aufstellen, als würde sich der Körper nach mehr sehnen. Es ist der betörende Duft nach Wildrosen und Vanille eines Parfums, der Herzschlag, der sich merkbar beschleunigt, es ist das Kribbeln im Bauch, die unstillbare Sehnsucht nach Nähe, Berührung, Wärme.

Gerade in solchen Szenen kann man wunderbar mit Worten spielen. Achte aber darauf, Klischees so gut wie möglich zu vermeiden. Du willst deine Leser/innen schließlich packen und sie nicht mit einer Anhäufung schwülstiger Begriffe langweilen. Überlege dir einen Vergleich oder ein Bild, bringe sie mit überlegt gewählten Worten dazu, dass sie selbst dieses Prickeln erleben. Wenn du es selbst beim Schreiben empfindest, liegen die Chancen gut, dass man beim Lesen genauso fühlt.


3

Wie entstehen Figuren, mit denen man als Leser mitfiebern kann?

Gute Figuren, mit denen man beim Lesen mitliebt, mitleidet oder sonstige Gefühlsregungen durchlebt, sind jene, mit denen man sich beim Lesen identifizieren kann. Überlege dir, bevor du mit dem Schreiben beginnst, was deine Charaktere ausmacht und formt. Erstelle dir eine Übersicht, in der du nicht nur die Äußerlichkeiten und das Alter festlegst, sondern mache dir auch Gedanken darüber, wie sich die Person in gewissen Situationen verhält und welche Einstellung sie den Themen deiner Story gegenüber hat. Dazu ist es wichtig, zu wissen, was die Figur in ihrer Vergangenheit erlebt hat, was sie zu der Person gemacht hat, die sie in deiner Geschichte ist, wovon sie träumt, welche Ziele sie verfolgt.

Je genauer du deine Protagonisten kennst, desto „realer“ werden sie in deinem Kopf und desto glaubwürdiger werden sie auch auf dem Papier.
Beobachte Leute in deiner Umgebung, in deinem Freundes- und Bekanntenkreis, und finde heraus, welche Eigenschaften sie einzigartig machen. Das bedeutet nicht, dass du ihnen eine Rolle in deiner nächsten Geschichte geben sollst, sondern lerne von dem, was du siehst und hörst. Verwendet jemand immer wieder bestimmte Ausdrücke? Hat jemand eine kleine (aber liebenswerte, nervige, etc.) Macke? Überlege dir, welche Möglichkeiten es noch gibt, wie sich jemand verhalten kann, und welche Eigenschaften zu deinen Protagonisten passen. Wenn du sie in deiner Story auf diese Art „menschlich“ werden lässt, finden sich die Leser/innen auf die eine oder andere Art in ihren Handlungen und Entscheidungen wieder. Sie bauen unbewusst eine Bindung zum Charakter auf, lieben oder hassen ihn und wollen ihn deshalb auch bis zum Ende der Geschichte begleiten.


Bernhard Hennen & Robert Corvus

Bernhard Hennen studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner Elfen-Saga stürmte er ab 2004 die Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.

Robert Corvus studierte Wirtschaftsinformatik und war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig, bevor er mehrere erfolgreiche Fantasy-Romane veröffentlichte. Er lebt und arbeitet in Köln.

Gemeinsam schreiben die beiden die erfolgreiche Fantasy-Serie der „Phileasson-Saga“.

Bei unserem Schreibwettbewerb prüfen sie die Einsendungen im Genre „Fantasy“. Sie geben Tipps, wie man fantastische Orte erschafft, Inspiration findet und was das Geheimnis eines magischen Settings ist.


4

Fantasy lebt von Magie, fremden Wesen und fantastischen Orten. Wie erschaffe ich eine glaubwürdige Welt?

Zu Beginn ist die Geschichte vor allem ein Gefühl, eine Stimmung. Dem ordnet sich alles unter: sind es gemurmelte Zauber oder Rituale im Mondenschein, die den Kern der Geschichte greifbar machen? Grauenhaft anzuschauende Orks oder Einhörner, deren Schönheit den Atem raubt? Eine schroffe Wildnis oder eine vibrierende Metropole? All das ordnet sich um den Kern an, und es wächst wie ein Schneeball: Was schon da ist, dient als Inspiration und Möglichkeit, weitere Motive zu entwickeln und zu verknüpfen. Wo treffen sich die Druiden, wovon ernähren sich die Drachen, wie oft verlassen Dryaden ihre Bäume?

5

Was ist das Geheimnis einer gut geschriebenen Ortsbeschreibung, die Bilder im Kopf der Lesenden entstehen lässt?

Wenn man von Orten erzählt, die es nicht gibt, müssen sie umso realer, umso greifbarer erscheinen, damit sich Leserinnen und Leser auf die Geschichte einlassen. Es sind die signifikanten Details, die ein solches Szenario glaubhaft machen: der weiße Fleck im Putz der Ruhmeshalle, wo einmal der Wappenschild des zum Verräter gewordenen Helden hing; der Schwefelgeruch, bevor man dem Drachen gegenübersteht; das Kitzeln, das man spürt, wenn man den Lichtvorhang durchschreitet, der die Schatzkammer vor unbefugtem Zutritt schützt. Das alles muss zur Geschichte passen, ihre Stimmung verstärken – oder gekonnt brechen.

6

Wo findet man Inspiration für fantastische Orte?

Robert macht gerade einen Trip durch Texas und New Mexico. Forts in der Prärie, Mammutknochen und die Weite der Wildnis; eine Wüste aus Gips, die Skyline von Houston (die mit etwas Fantasie an die Türme einer Fantasy-Festung erinnert), Kojoten am Straßenrand … da wäre es seltsam, uninspiriert zu bleiben. Aber manchmal reicht auch ein Haufen Kiesel, die ungewöhnlich übereinanderliegen oder das Rauschen des Windes in einem Pinienhain. Am Ende ist die Vorstellungskraft alles, was zählt.

Für alle, die noch an unserem Wettbewerb teilnehmen möchten oder bereits eingereicht haben: Wir wünschen euch viel Glück und freuen uns auf eure Beiträge!

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