An den Synod

An den Synod

Texte zur Exkommunikation, Brief an den Klerus und Zeugnisse zum eigenen Glaubensweg

Leo N. Tolstoi , Peter Bürger (Hrsg.)

Band 12 von 13 in dieser Reihe

Geschichte & Biografien

Paperback

260 Seiten

ISBN-13: 9783757845940

Verlag: Books on Demand

Erscheinungsdatum: 09.08.2023

Sprache: Deutsch

Farbe: Ja

Bewertung::
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Ein Kirchentum, das Dogma und Ritus an die Stelle der Botschaft Jesu setzt, kann sich nur mit Machtmitteln behaupten. Im Jahr 1901 verurteilt der "heilige Synod" in Russland die "antichristliche und antikirchliche Irrlehre des Grafen Leo N. Tolstoi". Der vorliegende Band enthält Texte zu dieser "Exkommunikation", einen Aufruf an den Klerus sowie weitere Zeugnisse des Dichters zum eigenen Denken und Glaubensweg.
Tolstoi beantwortete den Bann der Priesterkirche mit folgendem Bekenntnis: "Ich glaube an Gott, den ich als Geist, als Liebe, als Prinzip des Alls verstehe. Ich glaube, dass Er in mir ist und ich in Ihm bin. Ich glaube, dass der Wille Gottes am allerklarsten, verständlichsten in der Lehre des Menschen Christus ausgedrückt ist, den als Gott aufzufassen und zu dem zu beten - ich für die größte Lästerung halte. Ich glaube, dass das wahre Heil des Menschen in der Erfüllung des Willens Gottes besteht, Sein Wille aber darin, dass die Menschen einander lieben und infolgedessen gegen die andern so handeln, wie sie wünschen, dass man gegen sie handele, wie es auch im Evangelium heißt, darin bestehe das ganze Gesetz und die Propheten. Ich glaube, dass der Sinn des Lebens eines jeden Menschen deshalb nur in der Vergrößerung der Liebe in sich besteht; dass diese Vergrößerung der Liebe den einzelnen Menschen in diesem Leben zu immer größerem Heile führt, nach dem Tode ein um so größeres Heil schenkt, je mehr Liebe im Menschen ist, und zugleich mehr als alles andere zur Aufrichtung des Reiches Gottes in der Welt beiträgt, d.h. einer Lebensordnung, bei der die Zwietracht, der Betrug und die Gewalt, die jetzt herrschen, durch freie Übereinstimmung, Wahrheit und brüderliche Liebe der Menschen zueinander ersetzt sein werden. Ich glaube, dass es zum Fortschreiten in der Liebe nur ein Mittel gibt: das Gebet ..., von dem uns Christus ein Muster gegeben hat, das einsame, das darin besteht, in seinem Bewusstsein den Sinn seines Lebens ... wiederherzustellen und zu befestigen."

Tolstoi-Friedensbibliothek
Reihe A, Band 12 (Signatur TFb_A012)

Ausgewählt und herausgegeben von Peter Bürger,
mit einem Einleitungstext von Käte Gaede (1980)
Leo N. Tolstoi

Leo N. Tolstoi

Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg z.T. durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."

Website: www.tolstoi-friedensbibliothek.de

Peter Bürger

Peter Bürger (Hrsg.)

Peter Bürger (geb. 1961 in Eslohe/Sauerland), katholischer Theologe (Studium Bonn, Paderborn, Tübingen 1982-1987), Krankenpfleger (Examen 1991), psycho-soziale Berufsfelder; seit 2003 freier Publizist. Herausgeber der Reihe "Kirche & Weltkrieg" (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/) und des von ihm konzipierten Editionsprojektes "Tolstoi-Friedensbibliothek" (www.tolstoi-friedensbibliothek.de). Mitgliedschaften: Internationale katholische Friedensbewegung pax christi (ab 1980); Internationaler Versöhnungsbund (deutsche Sektion); DFG-VK; Solidarische Kirche im Rheinland; Ökumenisches Institut für Friedenstheologie. - Auszeichnungen für kulturelle Arbeiten: Bertha-von-Suttner-Preis (Film & Medien, 2006); Förderpreis für Westfälische Landeskunde (2010); Johannes-Sass-Preis (2016); Rottendorf-Preis für niederdeutsche Literatur (2016).

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