Eine Gesellschaft ohne binäre Geschlechterordnung - Utopie oder Chaos?
Als Tille sich in Lofi verliebt, weiß Tille nichts von Lofis Geheimnis: Lofi ist Teil der »Binären Bewegung«, einer Untergrundorganisation, die nach dem Dogma des Zweigeschlechtersystems lebt. Lofi definiert sich als »Frau«. Lofi benutzt ausgestorbene Wörter, liest andere Bücher, schaut alte Filme und kann Tille davon überzeugen, ein »Mann« zu sein. Was für Tille als Experiment startet, wird schon bald zu einem Lebensentwurf mit tiefgreifenden Folgen.
Ein hochaktuelles Debüt über Identitäten, Diskriminierung und die Grenzen persönlicher Freiheit.
Luise Kamisek wurde 1990 in Essen geboren und studierte Politikwissenschaft und Angewandte Ethik in Jena. Seit 2014 wohnt Luise Kamisek in Leipzig und arbeitet dort unter anderem als feministische Kampfsporttrainerin. »binär« ist Luise Kamiseks erster Roman.
(...) So verschieden von der heutigen Welt scheint diese auch gar nicht zu sein, außer dass Kleidungsläden anders aussehen. Ansonsten wird immer noch gemobbt, wer nicht die neuesten Sachen trägt, es gibt Menschen mit viel und mit wenig Geld, die Leute gehen acht Stunden arbeiten und dann nach Hause zu ihrer Zweierbeziehung.
Für viele Menschen mag das weit entfernt sein von einer Utopie: Es ist ein neoliberaler Kapitalismus, der Geschlecht als Unterdrückungsform nicht mehr braucht, weil er andere hat. Während des Lesens stellte ich mir oft die Frage, ob es eine „Revolution“ genannt werden kann: Schließlich bleibt unklar, ob es weiterhin häusliche Gewalt, ungerechte Aufteilung von Care-Arbeit oder andere intersektional mit Geschlecht verwobene Unterdrückungsmechanismen gibt. (...)
Utopie oder nicht? „Binär“ von Luise Kamisek
Leipziger ZeitungJuni 2023
(...) So verschieden von der heutigen Welt scheint diese auch gar nicht zu sein, außer dass Kleidungsläden anders aussehen. Ansonsten wird immer noch gemobbt, wer nicht die neuesten Sachen trägt, es gibt Menschen mit viel und mit wenig Geld, die Leute gehen acht Stunden arbeiten und dann nach Hause zu ihrer Zweierbeziehung.
Für viele Menschen mag das weit entfernt sein von einer Utopie: Es ist ein neoliberaler Kapitalismus, der Geschlecht als Unterdrückungsform nicht mehr braucht, weil er andere hat. Während des Lesens stellte ich mir oft die Frage, ob es eine „Revolution“ genannt werden kann: Schließlich bleibt unklar, ob es weiterhin häusliche Gewalt, ungerechte Aufteilung von Care-Arbeit oder andere intersektional mit Geschlecht verwobene Unterdrückungsmechanismen gibt. (...)